In Ausgabe 2/2021 veröffentlichte die Zeitschrift Top Agrar eine Umfrage, in der verschiedene Aspekte der Arbeit von landwirtschaftlichen Verbänden bewertet wurden. Insgesamt gaben dabei 1.258 Landwirtinnen und Landwirte ihre Meinung zu unterschiedlichen Aspekten der Arbeit von landwirtschaftlichen Verbände ab. Dabei bewerteten sie zum Beispiel die Öffentlichkeitsarbeit, die Interessensvertretung oder den persönlichen Kontakt zu Verbandsmitgliedern über Veranstaltungen. Dabei wurden die fünf Verbände: Deutscher Bauernverband (DBV), Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Land schafft Verbindung (LsV), Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) und die Interessensgemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) genauer betrachtet. Die Umfrageergebnisse werden von Top Agrar allerdings als nicht repräsentativ eingeordnet.[1] Im Folgenden stellt der Ring der Landjugend seine Auffassung und Meinung zum Verbandscheck sowie zur Verbandsarbeit im Allgemeinen dar.
Niedrige Lebensmittelpreise, Afrikanische Schweinepest (ASP)–Fälle, Auswirkungen der Corona-Krise, kaum Planungssicherheit für junge Betriebsleiter, nur einige der Probleme mit denen die Landwirtschaft und mit ihr die landwirtschaftlichen Verbände im Moment konfrontiert sind. Vor allem für junge Landwirtinnen und Landwirte ist die Zukunft häufig sehr ungewiss, was Ängste und Unsicherheiten auslösen kann.
Vor allem politische Arbeit, die in demokratisch strukturierten Verbänden geleistet wird, erntet häufig nicht sofort den öffentlichen Erfolg, den sie eigentlich verdient hätte. Und das, obwohl Ehrenamtliche meist unglaubliche Mengen an Zeit und Energie investieren. Von außen ist dies jedoch kaum wahrnehmbar. Für diese anspruchsvolle politische Arbeit, die wenig öffentliche Anerkennung genießt, wird es immer schwieriger Nachwuchs zu finden.[2]
Besonders schade finden wir vom Ring der Landjugend es daher, dass ein „Verbandscheck“, wie er kürzlich von Top Agrar durchgeführt wurde, ein so undifferenziertes Bild auf die agrarischen Verbände wirft. Ist wirklich alle (politische) Arbeit von außen zu beurteilen? Macht es Sinn, Organisationen wie Land schafft Verbindung (LSV) mit politischen Verbänden zu vergleichen? Hat eine Studie, bei der lediglich knapp 1300 Teilnehmer Antworten gaben, die aller Wahrscheinlichkeit nach zu den positivsten und negativsten eingestellten Verbandsmitgliedern gehörten, überhaupt irgendeine Aussagekraft?
Demokratisch legitimierte und aufgestellte agrarische Verbände und mit ihnen ehrenamtlich Engagierte leisten so viel mehr, als in einer solchen Studie abgebildet werden kann. Sie leisten echte politische Arbeit und wichtige Interessenvertretung, und das stets mit Ruhe, Vernunft und vor allem dem nötigen Fachwissen! Deswegen ist es umso wichtiger, junge Menschen für diese verantwortungsvolle Arbeit zu gewinnen. Eine Aufgabe, die immer schwieriger wird. Die harte Arbeit der Verbände muss in der Öffentlichkeit, beziehungsweise bei den einzelnen Landwirten vor Ort, viel stärker dargestellt und vermittelt werden.
Die Umfrage von Top Agrar ist zwar weder repräsentativ noch statistisch signifikant, dennoch sind die untersuchten Gebiete wichtig für einen Verband. Deshalb sind wir vom Ring der Landjugend der Meinung, demokratisch aufgebaute Verbände und mit ihnen die darin ehrenamtlich Engagierten verdienen mehr Unterstützung und Anerkennung durch die Öffentlichkeit, aber auch durch die Mitglieder, deren Interessen sie vertreten.
Was kann ein Verband nun aus der Umfrage mitnehmen? Die teilweise monatelange harte Arbeit der Verbände wird von den Landwirten kaum oder gar nicht wahrgenommen, obwohl durch die Arbeit viel bewegt wird. Als Beispiel hierfür kann die Offensive Nachhaltigkeit des WLVs genannt werden, die trotz harter Arbeit des Verbandes bei den Mitgliedern häufig wenig bekannt ist. Die Kommunikation zu den eigenen Mitgliedern sollte also dahingehend verbessert werden, sodass die Verbandsmitglieder über die Arbeit des Verbandes informiert sind. Viele junge Landwirtinnen und Landwirte bevorzugen Flexibilität und projektbezogene Arbeit. Wenn es einem Verband gelingt, diese Interessen mit einzubeziehen, kann unter Umständen auch mehr Nachwuchs generiert werden – und die Verbände möglicherweise weiblicher und jünger werden.